Geringfügige Beschäftigung: Ein Überblick zu Minijobs und aktuelles Urteil

Geringfügige Beschäftigung: Ein Überblick zu Minijobs und aktuelles Urteil
Zurück
Veröffentlicht am

In Deutschland arbeiten etwa 7,5 Millionen Menschen in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen, wovon 3,3 Millionen einen Minijob neben ihrer Hauptbeschäftigung ausüben. Ein Urteil des Finanzgerichts (FG) Berlin-Brandenburg vom 28.12.2022 wirft Fragen zur Anwendbarkeit auf. Hier erfährst du, wer von geringfügiger Beschäftigung profitiert und welche Regeln für Minijobs gelten.

Arbeitsrechtliche Vorteile der geringfügigen Beschäftigung

Arbeitnehmer profitieren, solange ihr Lohn 520 Euro nicht übersteigt, von Sozialversicherungsbeiträgen und Lohnsteuerbefreiung. Das ist vor allem für Zweitjob-Beschäftigte eine Erleichterung. Arbeitgeber hingegen können den Lohn pauschal mit 2 Prozent des Arbeitsentgelts besteuern, wenn die Tätigkeit den geringfügigen Beschäftigungskriterien entspricht. Liegt eine geringfügige Beschäftigung im Sinne des

§ 8 Absatz 1 Nummer 1 oder

§ 8a des vierten Buches Sozialgesetzbuch

vor, können Arbeitgeber auf den Abruf der elektronischen Lohnsteuermerkmale von Arbeitnehmern verzichten.

Das Finanzgerichtsurteil: Einheitliches Beschäftigungsverhältnis?

Das Urteil des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg betrifft einen Fall, in dem ein Arbeitnehmer in zwei Betrieben desselben Arbeitgebers tätig war: eine Hauptbeschäftigung in Betrieb A und eine geringfügige Beschäftigung in Firma B. Die Frage war, ob es sich um ein einheitliches Beschäftigungsverhältnis handelt und ob die Steuer- und Sozialversicherungsfreiheit der geringfügigen Beschäftigung genutzt werden kann. Trotz getrennter Betriebsnummern wurden die Positionen wie folgt versteuert: Die Hauptbeschäftigung in Betrieb A basierte auf individuellen Besteuerungsmerkmalen des Arbeitnehmers, während die Nebenbeschäftigung in Firma B unter Verwendung des Pauschalsteuersatzes von zwei Prozent gemäß § 40a Abs. 2 EStG besteuert wurde. Es gab separate Arbeitsverträge für beide Positionen, obwohl sie ähnliche Aufgaben hatten und an verschiedenen Orten ausgeübt wurden.

Finanzamt und Arbeitgeber im Streit

Die Finanzverwaltung erkannte die Pauschalbesteuerung der geringfügigen Beschäftigung nicht an, da sie von einem einheitlichen Beschäftigungsverhältnis ausging. Das Finanzamt ordnete rückwirkende Maßnahmen an wie:

  • Die rückwirkende Anrechnung der Pauschalbesteuerung des Arbeitsentgelts aus der geringfügigen Beschäftigung auf das Arbeitsentgelt aus der Hauptbeschäftigung
  • Die Nachversteuerung mit den individuellen Besteuerungsmerkmalen
  • Den Erlass geänderter Einkommensteuerbescheide für die betroffenen Veranlagungszeiträume des Arbeitnehmers.

Der Arbeitnehmer legte Einspruch ein, und es kam zum Streit.

Finanzgericht bestätigt Finanzamtsentscheidung

Das Finanzgericht stützte die Auffassung des Finanzamts und berief sich auf die Rechtsprechung des Bundessozialgerichts. Es besagt, dass bei gleichzeitiger Ausübung mehrerer Beschäftigungsverhältnisse beim selben Arbeitgeber ohne klare Unterscheidbarkeit ein einheitliches Beschäftigungsverhältnis angenommen wird. Für das Finanzgericht lassen sich die ausgeübten Tätigkeiten des Steuerpflichtigen

  • nach objektiven Kriterien,
  • aufgrund der Vermischung von Dienstleistungen und
  • den dafür erhaltenen Vergütungen

nicht genug voneinander abgrenzen.

Die Revisionsfrage

Der Steuerpflichtige legte Revision ein, und die Rechtsfrage lautet: Dürfen Arbeitnehmer in einem zweiten Betrieb ihres Arbeitgebers einen Minijob mit Pauschalbesteuerung ausüben? Wenn ja, welche Kriterien gelten zur Abgrenzung von der Hauptbeschäftigung?

Es ist ratsam, dass Arbeitgeber stets ein wachsames Auge auf ihre Mitarbeiter und deren Beschäftigungsverhältnisse haben. Wie aus diesem Gerichtsverfahren ersichtlich wird, ist das Finanzamt wenig nachsichtig. Daher solltet ihr im Voraus klären, wie die Besteuerung für bestehende Mitarbeiter bei der Vergabe eines Minijobs gestaltet werden.

Effizientere Verwaltung von Kündigungen in Deiner Kanzlei – Das neue Feature im Überblick

Effizientere Verwaltung von Kündigungen in Deiner Kanzlei – Das neue Feature im Überblick

Ab dem 1. Oktober können Deine Mandanten Kündigungen über ein Fastdocs-Formular zur weiteren Bearbeitung an Dich übermitteln. Die effiziente Verwaltung von Kündigungen ist eine zentrale Aufgabe in der Lohnbuchhaltung. Um sicherzustellen, dass dieser Prozess reibungslos und ohne unnötigen Mehraufwand abläuft, haben wir eine neue Funktion entwickelt, die sowohl die Erfassung der relevanten Daten als auch […]

Sofortmeldepflicht in Deutschland: Was Arbeitgeber wissen müssen 

Sofortmeldepflicht in Deutschland: Was Arbeitgeber wissen müssen 

In Deutschland gibt es spezielle gesetzliche Regelungen, um Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung effektiv zu bekämpfen. Eine wichtige Maßnahme in diesem Zusammenhang ist die Sofortmeldepflicht, die durch das Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) geregelt wird. Diese Verpflichtung bedeutet, dass Arbeitgeber bestimmte Arbeitnehmer unmittelbar bei Beginn ihrer Tätigkeit an die Deutsche Rentenversicherung melden müssen. In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die betroffenen Branchen und den Ablauf der Sofortmeldung. 

Fachkräfteeinwanderungsgesetz um den Fachkräftemangel in Deutschland zu bekämpfen

Fachkräfteeinwanderungsgesetz um den Fachkräftemangel in Deutschland zu bekämpfen

Was bringt die blaue Karte im Fachkräfteeinwanderungsgesetz und Verbesserung von Aufenthaltserlaubnisse für Fachkräfte mit Berufsausbildung oder akademischer Ausbildung.

Beweiswert von Krankschreibungen

Beweiswert von Krankschreibungen

Urteil zu einem Streitfall bezüglich zweifelhafter Krankschreibung.